Das Triple Diamond Prinzip im UI/UX-Design

Mit dem Triple Diamond Prinzip schafft man einen vitalen Rahmen, um Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Nach jedem Entwicklungsschritt werden die Ergebnisse getestet. Das Triple Diamond Prinzip lässt sich erfolgreich als Design Sprint anwenden, um schnell erste Ergebnisse als Grundlage für strategische Entscheidungen zu erhalten.

Marta Del Re  |  30.11.2023

Das Triple Diamond Prinzip im UI/UX-Design - Vorgehensweise und Unterschiede zum Double Diamond Prinzip

Das Triple Diamond Prinzip beruht auf einer Weiterentwicklung des Double Diamond Prinzips. Es bietet ein Modell, welches die Mechanismen der analogen und digitalen Kommunikation veranschaulicht und transparent macht. Mit dem Triple Diamond Prinzip steht Ihnen ein agiler Rahmen für individuelle Kommunikationsstrategien zur Verfügung. Er verbindet jeden Entwicklungsschritt mit einem umfangreichen Test, der die Zwischenergebnisse verifiziert und verdichtet. In den einzelnen Schritten des Triple Diamond Prinzips kommen Tools wie die Entwicklung von Personas, das Benchmarking oder die Entwicklung von Marken zum Einsatz. Dieser Entwicklungsprozess wird durch Stakeholder aus internen und externen Bereichen unterstützt. Das Triple Diamond Prinzip lässt sich erfolgreich als Design Sprint anwenden, um schnell erste Ergebnisse als Grundlage für strategische Entscheidungen zu erhalten.

Woher kommt der Begriff Triple Diamond Prinzip im UI/UX-Design?

Die Anregung zur Entwicklung des Triple Diamond Prinzips kommt aus dem Design Thinking. Hier liefert das Double Diamond Prinzip ein Modell für Designer, an welchem sie sich inhaltlich und vom zeitlichen Ablauf her in ihren Gestaltungsprozessen orientieren.

Das Double Diamond Prinzip hat seinen Namen von der grafischen Darstellung dieses Modells. Es besteht aus zwei Rauten, die nebeneinander angeordnet sind und die vier Phasen des Double Diamond Prinzips darstellen. Da diese Darstellung an Diamanten erinnert und wohl auch wegen der wertvollen Technik dieses Modells wird es als Double Diamond Prinzip bezeichnet. Das Triple Diamond Prinzip geht über dieses Modell hinaus. Es weist einen Diamanten mehr auf, welcher durch den Zusatz „Triple“ im Namen den Charakter der Methode signalisiert.

Das Double Diamond Prinzip

Das Double Diamond Prinzip visualisiert den Prozess für die Entwicklung von Designs. Es unterstützt UI/UX Designer dabei, die Nutzerbedürfnisse zu erkennen und so die Oberflächen und Bedienelemente der Anwendungen optimal zu gestalten. Das Double Diamond Prinzip besteht, wie schon erwähnt, aus zwei Diamanten und vier Entwicklungsphasen. Das Bild der Diamanten ist symbolisch für den Wechsel zwischen Ausweitung der Aktivitäten und dem Verdichten der Informationen zu sehen. Startpunkt ist ein Auslöser, der ein bestimmtes Problem beinhaltet. Im ersten Bereich der Entwicklung (erster Diamant) beschäftigen sich die Designer mit der Informationssammlung beziehungsweise mit dem User Research. Sie stellen Fragen, hören den Ausführungen der Nutzer zu und sortieren die Ergebnisse. Diese Arbeit wird in Phase 1 “Verstehen” und Phase 2 “Definieren” aufgeteilt. Das Zwischenergebnis ist eine konkrete Problemdefinition, welche die Basis für den zweiten Diamanten bildet. Hier geht es nun um das Kreieren, Testen und Designen. Die Phase 3 beschäftigt sich mit dem Finden von Lösungsansätzen und dem Entwurf des gewünschten Designs. In Phase 4 wird es finalisiert, indem eine Entscheidung getroffen und die das Frontend-Design umgesetzt wird.

Das endgültige Resultat dieser Entwicklungsarbeit kann neben der Lösung des ursprünglichen Problems weitere Lösungsansätze bieten. Durch die Interaktion mit den Nutzern kommen oft weitere Fragen ans Licht, die in den Prozess eingebunden werden. Das Double Diamond Prinzip wird nicht in jedem Fall linear und nur in einem Durchlauf angewendet. Es kann nötig sein, einzelne Phasen mehrmals in verschiedenen Varianten zu wiederholen, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis vorliegt.

Drei „Diamanten“ – mehr als nur eine Erweiterung

Beim Triple Diamond Prinzip stehen die Stakeholder-Interessen im Mittelpunkt der Entwicklung. Systematisch werden immer wieder Rücksprachen gehalten, welche im gesamten Prozess für eine starke Nähe zu den Usern und ihren Problemen herstellt. Statt die Kommunikation aus der Sicht des Absenders (des Unternehmens) her zu entwickeln, nutzt das Triple Diamond Prinzip die Bedürfnisse der User, um nutzerzentrierte Lösungen zu finden. Statt der zwei Diamanten aus dem Double Diamond Prinzip werden im Triple Diamond Prinzip drei Diamanten verwendet. Sie beinhalten Analyse, Strategie und Taktik, wobei nach jedem Schritt eine Testphase mit abschließender Verdichtung ausgeführt wird. Um ein agiles Arbeiten mit diesem Prinzip zu erreichen, werden die Diamanten bei Bedarf mehrmals durchlaufen. Diese Iteration sorgt für eine Verfeinerung und ermöglicht es, schnell auf veränderte Anforderungen zu reagieren. Dabei kann entweder nur ein Teil des Prozesses oder der gesamte Ablauf wiederholt werden. Der Hauptunterschied zum Double Diamond Prinzip besteht in den jeweiligen Testphasen, die schon in der Analyse und bei der Definition der Strategie für zeitige Kurskorrekturen sorgen.

Diamant 1 – Analyse

Die Analyse besteht aus fünf Ebenen. Sie beinhaltet die Gesellschaft, die Stakeholder, Fragen der Organisation, die beteiligten Akteure und die Technik, welche für die Umsetzung verwendet werden soll. Nur durch eine sorgfältige Analyse des Problems kann eine Basis für die Umsetzungsstrategie gefunden werden. Sie bewegt sich von allgemeinen Fakten wie der Gesellschaft zu speziellen Themen wie den beteiligten Akteuren und der Technik. Es ist möglich, dass während der Analyse bereits Ideen für eine sinnvolle Strategie oder für effiziente Maßnahmen entstehen. Diese Ideen sollten sofort aufgezeichnet und gesammelt werden. Es ist für das Triple Diamond Prinzip außerdem wichtig, diesen Ideenpool systematisch zu ordnen und den jeweiligen Teams in den nächsten Bereichen zugänglich zu machen. Bereits bekannte Informationen aus den fünf Ebenen sind zu strukturieren und nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen. Für diese Arbeit ist es nützlich, Experten aus den jeweiligen Abteilungen oder auch externe Berater hinzuzuziehen.

Ebene 1: Gesellschaft Hier findet eine Analyse der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Werte und Lebensstile statt. Welche Trends entwickeln sich? Wie findet die aktuelle Mediennutzung statt und welche Veränderungen sind absehbar? Dies kann zum Beispiel via Desk Research ermittelt werden. Dazu werden fachlich relevante Studien wie Sinus-Milieus oder Trendanalysen ausgewertet. Fehlen es hier an Material, ist die Beauftragung oder Ausführung eigener Studien sinnvoll.

Ebene 2: Stakeholder Dieser Analysebereich ermittelt, welche Stakeholder für das Vorhaben relevant sind. Dabei sind nicht nur die direkten Zielgruppen zu berücksichtigen, sondern auch deren Umfeld. Freunde, Kollegen und Familie können einen großen Einfluss auf die Meinung und das Verhalten der Stakeholder ausüben. Es ist zu untersuchen, welche Interessen und Erwartungen die Stakeholder haben, wie und wo sie kommunizieren und über welche Kanäle sie sich informieren. In diesem Zusammenhang bieten sich Analysen der Wettbewerbskommunikation und von Best-Practice-Beispielen an. Übliche Arbeitsmethoden und –mittel wären zum Beispiel Benchmarks, Stakeholder-Maps, Befragungen, die Bildung von Personas und User-Journeys.

Ebene 3: Organisation In dieser Ebene des Triple Diamond Prinzips dreht sich alles um die Besonderheiten des Unternehmens. Es ist zu analysieren, welche Ziele das Unternehmen verfolgt. Welchen tieferen Zweck erfüllt es? Diese Punkte werden auch als „reason to be“ oder „purpose“ bezeichnet. Wichtig hierbei ist es, die strategische Ausrichtung zu ermitteln. Steht Wachstum für bestimmte Bereiche im Mittelpunkt der Interessen? Soll die Qualität verbessert werden? Steht das Markenimage an erster Stelle, um sich gezielt auf dem Markt zu positionieren? Darüber hinaus ist zu analysieren, wie die Kommunikation bisher stattfand und welche Erfahrungen das Unternehmen damit gemacht hat. Ein wesentlicher Punkt dieser Analyse ist außerdem das verfügbare Budget.

Ebene 4: Akteure Diese Ebene des Triple Diamond Prinzips beschäftigt sich mit den internen Akteuren. Sie werden der jeweiligen Aufgabenstellung zugeordnet und befragt, welche Erwartungen sie an die Kommunikation stellen. Es ist zu erkunden, wie ihre Einstellung dazu ist und welche Qualifikationen sie mitbringen. Die Ergebnisse können in Workflow-Analysen, Kompetenzprofilen oder Stakeholder-Maps für die internen Mitarbeiter zusammengefasst und strukturiert aufbereitet werden.

Ebene 5: Technik Technische Fragen wie die Verfügbarkeit von CMS (Content Management Systemen), Restriktionen hinsichtlich der Veröffentlichung von Informationen oder der Umgang mit Social Media werden in der Ebene 5 analysiert. Sind alle technischen Voraussetzungen vorhanden oder müssen Mittel für deren Anschaffung und Betrieb eingeplant werden? Ansprechpartner können die Fachabteilungen oder externe Spezialisten sein.

Abschließend erfolgt eine Strukturierung und Priorisierung der Analyseergebnisse. Dazu sollten verschiedene interne und bei Bedarf auch externe Spezialisten verschiedener Fachbereiche hinzugezogen werden. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass sie einen Bezug zum Problem haben, aber verschiedene Sichtweisen repräsentieren. Dadurch wird eine optimale Verdichtung erreicht.

Diamant 2 – Strategie

Der zweite Diamant des Triple Diamond Prinzips steht für die Entwicklung der Strategie.

Zu seinen Ebenen zählen: · die Entwicklung der Marke · das Finden einer Leitidee · das Definieren von Zielen und · das Entwickeln einer Content Strategie

Die Strategie definiert den Handlungsrahmen, in welchem die Kommunikation klar auf die Umsetzung der Unternehmensziele ausgerichtet wird. Für ihre Definition wird mit dem wichtigsten Aspekt aus der Analyse begonnen. Auf diesem Aspekt bauen die Leitidee und überprüfbare Ziele auf. Überprüfbare Ziele sind deshalb wichtig, um den Erfolg messbar und sichtbar zu machen. Sofern Ziele nicht überprüfbar erscheinen, ist über Methoden nachzudenken, wie dies erreichbar sein könnte. Eine strategische Leitidee beinhaltet zum Beispiel bestimmte Akteure, die im Sinne des Unternehmens wichtige Botschaften kommunizieren. Dabei muss noch nicht festgelegt werden, wo und wie genau diese Kommunikation später erfolgen soll. Stehen diese ersten Punkte der Strategie fest, wird das Grundgerüst der Content Strategie definiert. Dazu lassen sich Tools wie das Zielhaus der Kommunikation, das Markensteuerrad oder die Positionierungsmatrix nutzen. Im Test wird die Reaktion der anzusprechenden Stakeholder geprüft. Dazu dienen Einzelinterviews oder gezielt ausgewählte Gruppen. Außerdem können externe Spezialisten angesprochen und befragt werden. Ihr Feedback zeigt, welche Ideen an besten ankommen und demnach erfolgversprechend sind. Auf diese strategischen Leitideen kann sich die weitere Entwicklung konzentrieren oder, bei zu wenig positiver Resonanz, neue Ideen finden.

Diamant 3 – Maßnahmen und Taktik

Der dritte Diamant im Triple Diamond Prinzip beinhaltet Maßnahmen und Taktik zu realen Umsetzung der definierten Strategie. Erst jetzt fallen die nötigen Entscheidungen zu den konkreten Maßnahmen und zu den Kommunikationskanälen.

Er beinhaltet die Ebenen: · Themenplanung · Auswahl der passenden Instrumente · Definition der Workflows · Governance

Zur Themenplanung gehören Aufgaben wie die Festlegung der Inhalte und deren Ausgestaltung. Es sind Redaktionspläne zu erstellen und die jeweiligen SEO-Strategien zu entwickeln. Dabei kann schon in dieser Phase überlegt werden, wer welche Aufgaben übernimmt. Zur Auswahl der passenden Instrumente gehört das Festlegen der Kommunikationskanäle. Sollen neue Kanäle eingerichtet werden oder kann das Unternehmen bereits bestehende Kanäle nutzen? Mit Prototypen lässt sich testen, welches Format und welche Inhalte von den Empfängern am besten akzeptiert werden. Diese könnten zum Beispiel in Papierform, als separat programmierte Landingpage oder als Klick-Dummie in einer Versuchs-App gestaltet sein. Die Definition des Workflows ist der nächste wichtige Schritt. Besteht Klarheit über die Themen und die Instrumente für die Veröffentlichung, können Arbeiten wie die Erstellung von Content, Bilder, Videos und Oberflächen organisiert und zeitlich eingeordnet werden. Dabei spielt die Governance eine entscheidende Rolle. Müssen zusätzliche Mitarbeiter oder Content Writer engagiert werden, um die Aufgaben zu bewältigen? Können Fotos und Videos in Eigenregie im Haus erstellt werden oder ist es besser, damit eine Agentur zu beauftragen? Wo ist eine fachliche Unterstützung durch die entsprechenden Abteilungen nötig?

Die Ergebnisse werden immer wieder getestet und verdichtet, bis sie den Vorgaben der Leitidee entsprechen. Erst danach ist eine abschließende Realisierung und Veröffentlichung sinnvoll.

Triple Diamond als Design Sprint

Bei hohem Zeitdruck kann das Triple Diamond Prinzip als Design Sprint für schnelle Ergebnisse sorgen. Diese Variante wurde von Jake Knapp für Google Ventures modifiziert. Es ermöglicht, in nur fünf Tagen neue Ideen oder Produkte zu entwickeln und auch zu testen. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines Triple Diamond Prinzips als Design Sprint ist die Bildung eines heterogenen Teams, welches für jeden Bereich der Entwicklung einen kompetenten Ansprechpartner bietet. Außerdem ist eine detaillierte Vorbereitung nötig. Ausgesprochen hilfreich ist eine erfahrene Moderation, welche die Struktur der Methoden und die Einhaltung des Zeitplanes sichert.

Hier sehen sie ein Beispiel für einen Design Sprint Zeitplan:

Montag: · Analyse auf fünf Ebenen mit Definition des Idealzustandes · Expertentest zu den ermittelten Analyseergebnissen · Finden und Fokussierung auf die zentralen Aufgaben und Probleme Dienstag: · Strategie und Lösungen für die fokussierten Aufgaben definieren Mittwoch: · Ideen weiterentwickeln und aufbereiten · Experten und Vertretern der Stakeholder testen die Strategie · zentrale Ideen verdichten und fokussieren Donnerstag: · Instrumente festlegen · Formatideen konkretisieren und Rohkonzepte erstellen · Prototypen für den Test anfertigen Freitag: · Nutzer testen und begutachten die Prototypen · Verfeinerung und Verifikation der Ergebnisse durch Iteration · Ziele definieren, indem ein Plan für die nächsten Schritte festgelegt wird

Fazit – für wen eignet sich das Triple Diamond Prinzip im UI/UX-Design?

Das Triple Diamond Prinzip bietet mächtige Werkzeuge, die eine umfassende Behandlung und Entwicklung diverser Kommunikationsstrategien oder Produkte unterstützen. Es benötigt einige Zeit für die Einarbeitung und das tiefere Verständnis. Daher kann es bei einer einmaligen Anwendung sein volles Potenzial weniger entfalten. Unternehmen, die das Triple Diamond Prinzip in ihren Arbeitsalltag integrieren und kontinuierlich immer wieder Aufgaben damit lösen, werden mit fortschreitender Erfahrung starke Fortschritte verzeichnen. So lassen sich zum Beispiel Teile der Analyse oder der Strategie mehrfach verwenden. Das spart Zeit und sorgt für Konsistenz in wichtigen Kommunikationsbereichen. Vorhandenes Wissen und Erfahrungen lassen sich effizient systematisieren und gewinnbringend nutzen. Neue Ideen finden nach einem erfolgreichen Test schneller Zugang in die Realisierung. Alles in allem eine clevere Strategie: Das Triple Diamond Prinzip.

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